Was eine Insel ist, muss man den Prienern ja nicht erklären. Aber warum unser Ort noch immer kein Wärmenetz hat, schon. Bei der Veranstaltung „Grüne Energie für Prien“ am 5.3. im Saal der Hacienda-Tapasbar, wurde jedenfalls eines deutlich: Prien ist in Sachen kommunale Energie bisher keine helle Leuchte. Dabei gibt es gute Konzepte, geeignete Ressourcen und vor allem beste Gründe, hier endlich für die Kommune tätig zu werden. Claudia Sasse, Bürgermeisterkandidatin der GRÜNEN, ist begeisterte Verfechterin einer nachhaltigen Energiewende: „Unser Ziel ist es, Prien bis 2040 klimaneutral zu machen“.
Sonja Werner, studierte Umweltwissenschaftlerin und Leiterin des Sachgebiets Energie und Klimaschutz der Stadt München, machte den Anfang in der Expertenrunde. Sie kandidiert für die Priener Grünen auf Platz 5 und erläuterte, welch zentrale Rolle ein Klimamanager für die Kommune hätte. Diese durch Bundesmittel förderfähige Stelle ist einer der Bausteine, mit denen die GRÜNEN die Gemeinde und die Bürger in Zukunft unterstützen möchten. Denn: „Alle Klimaschutzmaßnahmen haben positive Nebenwirkungen“, wie Sonja Werner erläutert: „wir schaffen bessere Luft, mehr Lebensqualität, mehr Zeit und mehr Geld, das hier in der Region bleibt.“
Michael Hövel, Dipl.-Ingenieur für Energie- und Kraftwerkstechnik, kandidiert ebenfalls für die GRÜNEN. Er ist Inhaber einer Priener Firma, die im Sektor Energietechnik und -Beratung tätig ist. Zu Beginn weist er eindrücklich darauf hin, wie sehr sich die grüne Energietechnik in den letzten Jahrzehnten verbessert hat. „Wir werden die fossilen Energieträger nicht beenden, weil sie endlich sind. Sondern weil es bessere Arten der Energie-Erzeugung gibt“, erläutert er und fokussiert dann auf die aktuelle Situation vor Ort: „In Prien werden pro Jahr 24 Millionen Euro für Energie ausgegeben – Geld, das raus aus der Gemeinde geht, verbranntes Geld“. Dieses Geld stünde im Prinzip zur Verfügung: Für lokale Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Klimafreundlichen Strom vor Ort erzeugen und verbrauchen, das wäre die notwendige Alternative zur bisherigen Politik.
Ulrich Steiner, Geologe und leitender Mitarbeiter eines Geothermie- Unternehmens und Kandidat für den Priener Gemeinderat, formuliert es deutlich: „Wärmeerzeugung und -Verteilung gehört in das Pflichtenbuch der Kommune.“ Anders als Strom, der vom Bund reguliert wird, ist die Wärme ein „Ramschprodukt“, das an vielen Stellen als Nebenprodukt erzeugt wird und relativ günstig sein könnte. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Priener Haushalte sehr viel Heizöl kaufen und verbrennen. Eine kommunale Lösung wäre mittelfristig billiger, preisstabiler und würde die Wertschöpfung am Ort halten. Aus diesem Grund bringt er auf den Punkt: „Die Frage von Wärmenetzen ist keine technische, sondern eine demokratische Frage. “
Auch Hartl Hinterholzer, Priener Elektromeister und Inhaber von „Chiemsee Solar“, kandidiert für den Gemeinderat. Er stellt zu Beginn klar: „In Sachen Energiewende beginnt Prien nicht bei Null“. Die 2003 gegründete Solargesellschaft arbeite jedoch mit Volleinspeisung ins öffentliche Netz, „das würden wir heute anders machen“. Bisher habe sich die Gemeinde viel zu wenig um die eigene umweltfreundliche Stromerzeugung gekümmert. „Wir haben noch immer kein örtliches Konzept, vieles funktioniert unzureichend“. Als Beispiel nennt er die von eon aufgestellten E-Auto-Tankstellen, die nicht einmal eine Anzeige für die Tankkosten haben: „So etwas stellen Sie sich mal bei einer regulären Tankstelle vor…“. Im Gepäck hat er konkrete Ideen, wie sich die Situation schnell verbessern liesse. Zum Beispiel könnten die Parkflächen gleichzeitig als Solarfarmen dienen: Man könnte Strom erzeugen, die Autos hätten Schatten und im Winter schneefreie Flächen. So ist denn auch sein Fazit: „Das Problem ist nicht die Technik. Wir müssen`s anpacken.“
Bei der angeregten Diskussion anschließend wurde vor allem eines deutlich: Ideen, Konzepte und auch örtliche Voraussetzungen sind da. All das kann aber nur zum Erfolg führen, wenn das „politische Klima“ stimmt. Das geht nur mit einem fortschrittlicheren Gemeinderat. „Letztendlich ist eine gute Energiewirtschaft nur eine Frage des politischen Willens“, formulierte es ein Gast.
Claudia Sasse wies engagiert darauf hin, wie wichtig ein Konsens-Prozeß mit den Bürgern auch in dieser Frage wäre. „Regionale Energiewirtschaft ist dann richtig gut, wenn die Bürger beteiligt werden: Bei Entscheidungen, bei der Umsetzung und gerne auch finanziell“. Denn für die Zukunft wird es wichtig sein, aus den „Insellösungen“ – zB. Einzelnen Solaranlagen oder Blockheizkraftwerken – zu einem kommunalen Netz zu kommen, das allen Bürgern offen steht. Zumal Prien sich laut aller anwesenden Experten ganz besonders dafür eignet. Denn Großabnehmer wie Krankenhäuser, Hotels, Priener Schifffahrt und Prienavera sowie die angrenzenden Quartiere liegen sehr nah beieinander und bieten so ideale Bedingungen für eine kommunale Energie- und Wärmeinfrastruktur. Eines ist und bleibt dabei aber wichtig: Es braucht politischen Willen, um den Anschluß an gute Konzepte nicht zu verlieren. Packen wir es an.