Zukunft für den Priener Friedhof – Ein Friedwald in Prien?

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte unsere Grüne Rätin Angela Kind im Gemeinderat angeregt, ob am Priener Friedhof alternative Bestattungsformen wie ein sog. „Friedwald“ oder eine „Friedwiese“ möglich wären. Als Vorbild nannte sie Bad Feilnbach, das über die Gemeindegrenzen hinaus für seine naturnahen Bestattungsmöglichkeiten bekannt ist und offenbar auch viele Anfragen von außerhalb erhält.

Unser Antrag und die Diskussion

Im Januar dieses Jahres folgte dann ihr schriftlicher Antrag. Dankenswerterweise hat sich unser Bürgermeister nicht ablenken lassen und schon damals das Friedhofs-Kompetenz-Zentrum (FKZ) aus Rosenheim mit einem Kostenvoranschlag ins Boot geholt. In der januar-Sitzung wurde zwar diskutiert, ob unser Bauhof das „nicht selbst machen“ könne, warum wir „hier für einen Plan ein paar Tausend Euro ausgeben“ müssten, wo wir die „paar Hecken doch uns selber aussuchen“ können! Doch der Bürgermeister machte klar, dass bei so einem so sensiblen Thema jemand mit Erfahrung ran muss. Und siehe da! Was in der Vergangenheit eher selten war, unser Antrag wurde mit nur einer Gegenstimme angenommen.
Dass Angela (Danke!) hier einen Nerv getroffen hatte, wurde nun letzte Woche in der Sitzung bei der fast einstündigen Diskussion klar: sehr offenen und über Fraktionsgrenzen hinweg sachbezogen und konstruktiv sprachen wir zur Zukunft und Möglichkeiten unseres Friedhofs!

Das neue Konzept

Zuvor aber hatte Herr Hartl vom FKZ das Wort. Er stellte ausführlich sein Konzept zur Neugestaltung des Priener Friedhofs vor – ein zukunftsorientierter Entwurf, teils auf mehrere Jahrzehnte angelegt, der in weiten Teilen überzeugte: den Ansprüchen eines Gedenkortes gerecht werdend und trotzdem offener, vielfältiger, und mit Naturnähe und Aufenthaltsqualität, wie man sie sonst eher aus einem Park kennt. Der Vorschlag enthält auch Sitzgelegenheiten, Schattenbäume, heimische Blumen, Stauden oder Bäume bewusst als Symbol für Kreislauf und Erinnerung. Auch gemeinsame Gedenkorte für Menschen ohne Angehörige oder bei anonymen Bestattungen ist vorstellbar.

Wandel der Bestattungskultur

In der Diskussion wurde deutlich: Das Thema bewegt viele -in Prien – und mit dem aktuellen Zustand des Friedhofs sind auch im Gemeinderat nur wenige zufrieden. Unser Handlungsbedarf wurde ersichtlich: Während sich im zentralen Bereich immer größere Lücken zeigen – weil klassische Erdgräber seltener nachgefragt werden –, dehnt sich die Fläche zu den Urnengräbern am Rand zunehmend aus.
Unsere christliche Tradition soll in Prien auch weiterhin ein fester Bezugspunkt bleiben. Aber – wie Kollege Kraus von der CSU zu Recht anmerkte – auch Mitbürger anderer Glaubensrichtungen sollten sich in Prien würdevoll bestatten lassen können. Aktuell wandern viele von ihnen wegen der engen Vorgaben an andere Orte ab.
Herr Hartl sprach an, wie stark sich die gesellschaftlichen Vorstellungen rund um das Thema Bestattung verändert haben. Viele Menschen wünschen sich heute andere Formen des Abschieds – Baumbestattungen, Urnengräber, anonyme Wiesenbestattungen. Und doch bleibt der Wunsch nach einem konkreten Ort der Erinnerung bestehen – auch bei kleineren oder naturnahen Varianten.
Zudem leben viele Familien nicht mehr dauerhaft am Ort – weshalb pflegeleichte oder pflegefreie Grabformen zunehmend gefragt sind. Der Pflegeaufwand, die Kosten, aber auch das Bedürfnis nach einem natürlicheren Ort der Ruhe führen dazu, dass klassische Grabformen an Bedeutung verlieren.

Gebühren und Finanzen

Aus Erfahrung, so meinte Herr Hartl, könnte ein neu gestalteter Friedhof etwas langfristig auch aus Sicht der Gemeinde wirtschaftlich sein. Zur Information: Im Mai 2025 hat der Gemeinderat eine neue Gebührensatzung verabschiedet. Seitdem kostet ein klassischer Grabplatz nicht mehr 27 €, sondern 31 € pro Jahr. Bei Familiengräbern steigt der Satz von 66 € auf 76 €. Urnengräber werden dagegen etwas günstiger – sie kosten künftig 41 € jährlich.

Weitere Details:
https://www.prien.de/files/Satzungen_und_Verordnungen/2025/Friedhofsgebhrensatzung_2025_-_Friedhof_Prien.pdf .

Prien ist bestrebt, den Friedhof kostendeckend zu betreiben. Die Kosten für umfassende Neugestaltung müssen natürlich in der nächsten Haushaltklausur ab 2026 diskutiert und das Geld dafür eingestellt werden