Etwas überraschend kam sie dann doch – die Neugestaltung des Wendelsteinplatzes. Einmal, weil sie im Wirtschafts- und Tourismusausschuss behandelt wurde und nicht im Gemeinderat.
Und zweitens, weil der Bürgermeister dem Platz doch erst 2021 ein „neues Outfit“ verpasst hatte: Damals wurde – ebenfalls überraschend – statt der bestehenden Grünfläche grauer Schotter eingebracht und statt Neupflanzungen Palmen in Plastiktöpfen aufgestellt.
Erinnern wir uns: Zu Corona-Zeiten packte der Bürgermeister die Sache ziemlich pragmatisch an – ohne den Gemeinderat zu informieren, geschweige denn zu Rate zu ziehen. Einfach mal machen! Groß kann das Lob aus der Bevölkerung nicht gewesen sein, sonst hätte es damals nicht so viel Eigenlob gebraucht. Und warum sonst würde man heute den Kies, den man erst vor vier Jahren hineingeschaufelt hat, wieder hinausschaufeln wollen?
Kann sich Prien das leisten? Scheinbar ja!
Denn Pragmatismus – das klingt erst einmal gut: vernünftig, bodenständig, sachlich. Aber per Definition heißt es, „praktisches Handeln über theoretische Vernunft“ zu stellen. Also: Wir machen erst mal irgendwas – ohne Ziel und ohne Gesamtbild.
Gerade von den Gemeinderatsmitgliedern, die sich gerne das Image des „Anpackens“ geben, wird der eigene Pragmatismus gerne und deutlich hervorgehoben. Erstaunlicherweise immer dann, wenn wir Grünen eine Planung oder ein Konzept fordern.
Zurück zum Wendelsteinplatz:
Der Platz wird von uns Prienerinnen und Prienern als das Herz des Ortes empfunden – und entsprechend weh tut es, ihn heute sehen zu müssen. Er ist nicht nur zentral gelegen, sondern auch einer der wenigen Plätze, die vom Verkehr nicht so stark belastet sind und Aufenthaltsqualität bieten könnten.
Eigentlich war er Teil eines Gesamtkonzeptes im Architektenwettbewerb vor über zehn Jahren um den Bahnhofsplatz. Auch ein ansässiges Landschaftsarchitekturbüro hatte vor über fünf Jahren im Rahmen eines Konzeptes für alle Priener Plätze eine Lösung für den „Wendelsteinpark“ vorgestellt. Im neuen Gemeinderat ab 2020 fand dies dann keinen Anklang mehr.
Und jetzt – Mitte 2025 – tauchten plötzlich ein paar „Haushaltsreste“ auf, so um die 100.000 €. Die kann man doch mal eben am Wendelsteinplatz „verbraten“.
Konzept: Bratwurstbuden an der Teflon-Eisfläche. Dafür wurden jetzt Angebote für einen Steg mit zwei Buden, einer Steinwand und einem Sonnensegel eingeholt.
Da haben wir den Salat!
Der Wirtschafts- und Tourismusausschuss entschied also am 8. Juli mit sechs gegen zwei Stimmen der Grünen, diesen Plan umzusetzen.
Der Einwurf von uns Grünen in der Sitzung, dass ein solch wichtiges Thema im Gemeinderat besprochen werden sollte und sich die Fraktionen vorher dazu beraten müssen, wurde ebenso zurückgewiesen wie der Vorschlag, ein gestalterisches Gesamtkonzept einzuholen.
Offen ist jetzt nur noch, ob Kunstrasen, Kies oder ein Tartanbelag kommt. Darüber war sich der Ausschuss noch nicht im Klaren. Letzteres bedeutet, dass der Platz darunter asphaltiert werden muss – so der Bürgermeister. Bis zu einer der nächsten Sitzungen soll die Verwaltung dazu informieren.
Vielleicht lassen sich ja noch ein paar schattenspendende Bäume unterbringen?
Vielleicht fragt man dann doch mal einen Landschaftsgärtner oder sogar -architekten, welche Unterlage geeignet ist?
Oder ist das schon zu „unpragmatisch“?
Lieber Herr Bürgermeister, warum klappt es am Friedhof, ein durchdachtes Konzept einzuholen, und am Wendelsteinplatz nicht?
Was haltet ihr davon?
- Darf so ein zentraler Platz von der Verwaltung einfach so abgearbeitet werden?
- Sind die Ausgaben gerechtfertigt?
- Warum werden keine Fördergelder eingeholt? Liegt es daran, dass der Mittelgeber ein Wörtchen mitreden darf?
- Was haltet ihr davon, die Bürger bei der Gestaltung des Platzes nicht miteinzubeziehen?
- Reichen die Befugnisse des Wirtschafts- und Tourismusausschusses aus, eine so zentrale Entscheidung für den Ort zu treffen?
Gebt uns euer Feedback!