Tote Hose in Prien – die Jugend zieht’s raus aus der Marktgemeinde

Plakat mit dem Titel „Bodenlos – Jugendangebot in Prien“. Im Hintergrund ist ein leerer Platz mit Kopfsteinpflaster, Tischen und Stühlen vor Cafés zu sehen. Eine Kirche mit Zwiebelturm ragt links ins Bild. Im Vordergrund steht Text mit Kritik am mangelnden Freizeitangebot für Jugendliche in Prien.
Jugendangebot in Prien am Chiemsee

Gestern Abend hatte der Jugendrat die Gelegenheit, im Rathaus vor einem Gremium aus Vereins-, Kirchen- und Kommunalvertreter:innen sowie Sozialverbänden Stellung zur Situation der Priener Jugend zu nehmen. Eingeladen hatte der Runde Tisch Jugend – eine Arbeitsgemeinschaft der Jugendreferentin Rosi Hell, der Caritas, dem Priener Jugendzentrum PrienaYou und der Polizei.
Die Mehrheit der anwesenden Erwachsenen hörte durchaus zu, konnte es sich aber nicht lassen, immer wieder von ihrer eigenen Jugend zu erzählen. Schon zu Beginn wurde prominent angesprochen, dass Prien heute an vielen Stellen zu unattraktiv sei, um sich ungezwungen zu treffen – und nach Ladenschluss herrsche schlichtweg: tote Hose!

Die etwa 50 geladenen Gäste diskutierten – allerdings ohne die drei Bürgermeister, die jeweils andere Termine hatten– in großer Runde über die Möglichkeiten, die Jugendlichen jenseits der Vereine heute in Prien noch bleiben, um sich zu begegnen und wohlzufühlen. Die Jugendarbeit der über 100 in Prien ansässigen Vereine wurde ausdrücklich gelobt, doch abseits davon lasse die Aufenthalts- und Entfaltungsqualität für junge Menschen stark zu wünschen übrig.
Vor allem wurden öffentliche Räume und Treffpunkte mit niedrigschwelligen Angeboten und echter Aufenthaltsqualität für alle Jugendlichen gefordert. Prien lasse all dies bislang vermissen – so der Tenor der Mehrheit. Ab und zu mal ein Bierzelt oder der neue öffentliche Grillplatz seien willkommene Ausnahmen, aber ansonsten gebe es in Prien schlicht keine Orte sich ungezwungen zu treffen.

Der Wunsch, den Wendelsteinplatz zu einem echten Ort der Begegnung zu machen wurde immer wieder aufgegriffen. Dass es einen Raum braucht, an dem sich die verschiedensten jugendlichen Gruppierungen – die in Prien sowohl ländlich als auch städtisch geprägten sind – treffen können, darüber herrschte große Einigkeit. Auch wurde bemängelt, dass Jugendliche bei der Gestaltung solcher Prozesse bisher kaum Mitsprache erhalten. „So kommt’s“, meinte ein Jugendlicher, „dass wir, wenn wir uns im Freundeskreis treffen, meistens woanders hinfahren müssen.“
Aus den Redebeiträgen wurde ebenfalls deutlich, dass Jugendarbeit eine Querschnittsaufgabe ist, die Schulen, Eltern, Vereine und die Gemeinde gemeinsam tragen müssen. Leider haben sich die kommunalen Stellen zu lange auf der Devise ausgeruht: „Wir in Prien sind doch kein sozialer Brennpunkt!“ Dass Vandalismus und Vermüllung an den wenigen, meist geheimen Treffpunkten der Jugendlichen die Gemeinde am Ende teuer zu stehen kommen, habe die Vergangenheit immer wieder gezeigt.

In der lebhaften Diskussion ging etwas unter, dass die rund 900 Jugendlichen in Prien – von denen immerhin 200 an einer repräsentativen Umfrage des Jugendrats teilgenommen haben – ein großes Potenzial besitzen, das Leben der Marktgemeinde aktiv mitzugestalten. Doch da die Veranstalter angekündigt haben, das Thema weiterhin zu begleiten, wird es im Herbst Gelegenheit geben, genau das deutlicher zu zeigen.